#52Wochen52Menschen: KW19 – Babsi Schwarz – Tag 4
Deine Charaktere
Ich liebe fast alle meine Charaktere. Die Bösen und auch die Guten, ich mag sie einfach. Auf Charaktere lege ich aber auch viel wert, die meisten meiner Geschichten sind weniger durch den Plot oder durch die Welt an sich vorangetrieben, sondern vor allem durch die Charaktere und deren Entwicklung. Vielleicht hängt das ein bisschen mit meinem Psychologie Studium zusammen. Ich stelle mir viele Fragen. Warum macht jemand etwas? Was will jemand? Was braucht jemand? Was bekommt jemand? Was macht wütend oder traurig?
Meistens steht der Charakter eines Tages vor der Tür meines Hirns, meistens mit einer Emotion oder einem Wunsch im Schlepptau. Victoria aus meiner Urban Fantasy Reihe „Save Our Souls” (eines meiner ersten, großen, eigenen Buchprojekte) wollte den Ungehörten (in diesem Fall Geistern) eine Stimme geben, weil sie selbst lange nicht gehört wurde. Mavi, meine Halbnixe aus „Das Meer der Legenden“ stand eher verloren und einsam vor meiner Tür und wollte ihren eigenen Weg finden.
An den Namen knoble ich meistens länger. Ich will etwas, das sich gut anhört und idealerweise auch irgendwie passt. Bei Mavi war das recht schnell, es ist türkisch für „blau“ und passt neben der Bedeutung auch vom Klang her total gut.
Pinterest habe ich auch, aber meistens habe ich da eher das ganze Setting, die ganze Stimmung und eher vereinzelt Fotos für die Charaktere. Es passt auch sehr selten wirklich ein Model oder Schauspieler*in zu 100% und meistens haben die Charaktere mehr als ein reales Vorbild. Bei „Meer der Legenden“ kommt Hazal Kaya meiner Idee von Mavi sehr nah, auch wenn ich mir ihre Hautfarbe dunkler vorstelle.
Mavi hat mich länger beschäftigt, weil sie so unsicher und verloren war. Nicht unbedingt in dem was sie tat (sie ist ziemlich aktiv und selbstständig), sondern in ihrem Inneren. Und ich habe lange versucht mit ihr eine Antwort darauf zu finden, was sie will. Es hat mich gewurmt, dass sie einer der wenigen Charaktere ist, die kein klares Ziel vor Augen haben. Allerdings war das für ein Lernprozess und eine wichtige Botschaft für mich (und gewissermaßen das Buch) – es ist okay, sich treiben zu lassen. Sich manchmal selbst nicht gut zu verstehen, und sich Zeit zu geben, sich selbst zu finden und herauszufinden, was man möchte. Das ist, glaube ich, auch meine liebste unterschwellige Botschaft aus dem Buch.