#52Wochen52Menschen: KW10 – Murphy Malone – Tag 2

#52Wochen52Menschen: KW10 – Murphy Malone – Tag 2

März 10, 2021 1 Von jenlovetoread

Was, wie, wo, warum schreibst du?

Was?

Ich bin Polyamore. Nicht nur mit meinen beiden Partnern (Chris & Rik, Grüße und Liebe gehen raus!), sondern auch mit den Genres, die ich schreibe. Begonnen habe ich damals im Fantasy-Genre, doch mittlerweile bewege ich mich auch im New Adult, Cyberpunk, Literary/“Drama“, politischer Fantasy, magischem Realismus und Polygenre Genre. Klingt gegen Ende der Aufzählung ein wenig weird und ist es wahrscheinlich auch. Oft fällt es mir leichter Bücher Film- oder ausländischen Genres zuzuordnen, als denen, die wir geläufig in Deutschland kennen.

Tatsächlich muss ich sagen, dass ich mich sehr schwer tue, meine Geschichten in Genres einzuteilen. Dabei habe ich schon von vielen Autor:innen gehört, dass ich mir damit den Einstieg in die Buchbranche sehr erschweren werde. Vielleicht liegt es generell an meiner rebellischen Art, doch ich finde es schwierig, nach bestimmten, etablierten Schemata zu schreiben. Meist sind meine Bücher sehr Charakter fokussiert und um jene Charaktere bilde ich den Plot, die Welt, die Action. Erst im Nachhinein überlege ich: Damn it. Was für ein Genre ist das denn nun eigentlich? Und meist ist die Antwort so divers, wie die Charaktere in den Geschichten.

Dabei muss ich sagen, dass die meisten meiner Geschichten nicht ohne Liebesgeschichten auskommen, ich aber gerade bei diesen Romanzen versuche viele stereotypische Bilder, die man sonst aus Büchern oder Medien kennt zu brechen, und mich oft an meinen eigenen Erfahrungen orientiere. So empfinde ich jedes meiner Bücher nicht nur als eine Geschichte, sondern auch als einen Spiegel meines derzeitigen Ichs. Meist philosophiere ich indirekt in meinen Büchern, schreibe oft mit geplanten Themen und Metaphern, in denen tiefere Bedeutungen versteckt sind. Außerdem liebe ich Foreshadowing. Für mich gibt es nichts Cooleres als zu versuchen ein Buch so zu schreiben, dass man es einmal lesen kann, ohne bestimmte Dinge zu bemerken und beim zweiten Lesen denkt: holy fuggles, plötzlich ergibt so vieles nochmal mehr Sinn.

Foto von Murphy Malone
Pinterest Ausschnitt von „Wie Nebel im Sonnenlicht“, New Adult Romance

Warum?

Und genau das ist es auch, warum ich schreibe. Ich möchte das, was ich erlebt habe, was ich im Leben gelernt habe, in Geschichten vermitteln und teilen. Da viele meiner Bücher Mental Health und/oder Aktivismus Themen beinhalten, ist oft das Ziel ein neues Bild auf bestimmte Themen zu bekommen, verpackt in einer (wie ich hoffe), spannenden Geschichte darum herum. Subtil in eine Liebesgeschichte oder eine Rebellion eingeflochten. Ich möchte Menschen mit meinen Geschichten inspirieren, sie in andere Welten entführen und je nach Geschichte zeigen: du bist nicht alleine und auch du kannst die Welt um dich herum verändern.

Außerdem habe ich schon sehr früh gemerkt, dass Schreiben einfach ein Teil von mir ist und ohne das Schreiben fühle ich mich … leer. Vor allem mit meiner Borderline Diagnose habe ich mich oft gefragt, wer ich eigentlich bin und wo ich hingehöre, doch das Schreiben war bisher immer meine einzige Heimat, die eine Sache, derer ich mir sicher war und die so sehr zu mir gehört, dass sie ein Teil meiner Identität geworden ist.

Pinterest Ausschnitt von „Of Fading Smoke & Broken Mirrors“, Magischer Realismus
Foto von Murphy Malone

Wie?

Meist beginnen meine Geschichte mit einer Emotion. Einem Wort, einem Geruch, einem Zusammenhang, einem Ereignis, das eine Explosion in meinem Kopf auslöst. Und plötzlich sind sie da. Die Charaktere, die mich auf ihre Reise mitnehmen. Meist muss ich sie erstmal kennenlernen und dabei schreibe ich erst einmal ein paar Szenen, einfach so. Danach beginne ich mit dem Plotten. Dabei setze ich mir oft „Meilensteine“, zu denen ich hinmöchte und weiß meist, wie eine Geschichte oder ein Band enden soll. Doch die Schritte zwischen diesen Meilensteinen lasse ich meist offen, um mich von den Charakteren leiten zu lassen, denn oft haben diese ihren ganz eigenen Kopf und helfen mir, spannende Ereignisse zu kreieren. Ich benutze also eine seltsame Mischung aus Discovery Writing und Plotting. Was mir am meisten hilft, sind Gespräche mit anderen Autor:innen oder meinem Partner Rik, der ebenfalls schreibt und meine Liebe zu Geschichten teilt. Mir kommen die besten Ideen meist im Dialog mit anderen, oder wenn ich einfach von meinen Plänen erzähle. Eine meiner schönsten Erinnerungen an mein vorheriges Projekt (Of Fading Smoke & Broken Mirrors) ist beispielsweise ein Spaziergang, den Rik und ich bei einem Friedhof unternommen haben, wobei wir uns in die beiden Protagonisten hineinversetzt haben und miteinander sprachen. Ich habe dieses Gespräch aufgenommen und große Teile davon haben es in den Roman geschafft.

Außerdem liebe ich Pinterest als Inspirationsquelle. Einer meiner ersten Schritte im Schreibprozess ist es, erstmal ein Pinterest-Board und eine Spotify Playlist für die jeweiligen Projekte anzulegen, die die jeweiligen Stimmungen der Romane einfangen sollen.

Foto von Murphy Malone
Pinterest Ausschnitt von „A Lucid Dream of Freedom”, Cyberpunk

Wo?

Solange ich Musik habe, kann ich fast überall schreiben. Und ich glaube die Anzahl an seltsamen Orten, an denen ich bisher geschrieben habe, ist lang. Egal ob im Zug, Café, Flughafenboden, auf einem isländischen Berg, in der Schule/Uni, mitten im Club so halb am Tanzen (und ein bisschen benebelt), ich glaube ich habe schon vieles durch. Kopfhörer auf und in die Tasten hauen. Am liebsten schreibe ich allerdings im Dunkeln, umgeben von unzähligen Lichterketten. Wichtig ist für mich beim Schreiben nur, dass es mir psychisch halbwegs gut geht und mich mein Burnout und meine Anxieties nicht komplett blockieren. Aber auch dabei hat mir Musik schon oft geholfen.

Wen meine Musik interessiert und wer gerne mal in meine Inspiration reinhören möchte, kann sich gerne die Playlist zu Of Fading Smoke & Broken Mirrors anhören!


Hier ist Murphy zu finden:

Twitter
Instagram
Twitch