#52Wochen52Menschen: KW10 – Murphy Malone – Tag 4

#52Wochen52Menschen: KW10 – Murphy Malone – Tag 4

März 14, 2021 0 Von jenlovetoread

Deine Charaktere

TW: Psychische Krankheiten (Anxieties, Borderline), Erwähnung von Trauma & Abuse Meine Charaktere sind ein Spiegel. Eine Reflektion meiner Selbst, der Menschen denen ich begegnet bin und der Dinge, die ich im Laufe meines Lebens gelernt habe. Nehmen wir Zeruid als Beispiel, den Protagonisten meines Romanes „Of Fading Smoke & Broken Mirrors“. Die Idee für ihn ist entstanden, nachdem ich mich fragte, wie es meinem Partner Rik gehen würde, wenn dieser seine Depression nicht überwunden hätte. Wo hätte er dann gelebt und wie? Rik hat eine Gehbehinderung in seinem rechten Bein, die ihm immer wieder Schmerzen bereitet und er kämpft außerdem mit Legasthenie. All diese Teile zusammen haben Zeruid entstehen lassen, der nach wenigen Kapiteln seine ganz eigene Person wurde.

Foto von Jasques Perreault (Unsplash), Silas Zeruid Inspiration

Und so beginnt es meist. Mit einer Idee, einer Reflektion, die dann ihr Eigenleben entwickelt. Beim Erstellen meiner Charaktere gehe ich meist einen sehr psychologischen Weg. Ich denke darüber nach, wie ihr frühes Leben, ihre Eltern und die Gesellschaft, in er sie aufwuchsen, sie prägten. Dabei frage ich mich, was sie eventuell für Denkmuster und Schemata in ihrem Charakter haben. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich hoffentlich nach dem Beenden meiner Masterarbeit an einer Twitch-Reihe arbeiten werde, wo ich darüber reden werde, wie man Psychologie fürs Schreiben und vor allem für seine Charaktere benutzen kann.

Für Nebencharaktere habe ich meist ein „Tribute Programm“. Menschen, die mir viel bei meinen Geschichten helfen, mit denen ich plotte, oder die testlesen, bekommen meist Charaktere in meine Geschichten. Sie dürfen ihnen dann Namen und Aussehen geben und bei der Erstellung helfen. Ich liebe diesen Prozess, da ich mir dadurch nicht nur meine eigenen Reflektionen suchen, sondern auch die meiner lieben Freund:innen benutzen kann.

Bei den Namen bin ich extrem eigen. Wenn ich gerade nicht New Adult schreibe, habe ich mir ein System ausgedacht, wie ich mir neue Namen ausdenke. Denn ich glaube, viele die Namen wie „Zeruid“, „Nyriar“ oder „Elisys“ lesen denken sich: wo kommt der Name denn her? Und die Antwort ist meist: aus einer Bedeutung, die ich abgeleitet habe. So steht Zeruid für Rauch, Nyriar für Spiegel und Elisys für ein Gefühl der Nostalgie. Wahrscheinlich ist es ein wenig kitschig, doch ich liebe es, wenn die Namen meiner Charaktere eine tiefere Bedeutung haben, die auch zu ihrer Rolle, ihren Metaphern in meinen Geschichten passen.

Natürlich darf aber auch Pinterest nicht fehlen. Da ich meist ein Board für jede Geschichte habe, finden sich darin auch viele Bilder meiner Protagonist:innen wieder. Irgendwann hoffe ich außerdem, dass ich es mir leisten kann, meine Figuren zeichnen zu lassen. Tatsächlich habe ich für mein Cyberpunk Projekt eine meiner weiblichen Protas zeichnen lassen und ich bin immer noch extrem verliebt in das Bild!

Zu guter Letzt möchte ich noch ein weiteres Mal auf die Mental Health Themen in meinen Büchern eingehen und ein wenig über ein paar meiner Charaktere sprechen. Denn ich glaube, dass ich vor allem durch meine eigenen Erfahrungen und Beziehungen einfach keine voll-auf psychisch gesunden Menschen schreiben kann. Oder es anders gesagt auch gar nicht möchte. Denn selbst als ich früher noch nicht bewusst über Mental Health geschrieben habe, fielen mir im Nachhinein dennoch einige Diagnosen auf, die zu meinen Figuren passten. So hatte die Protagonistin meiner Magierreihe damals beispielsweise ein Burnout und ein Kindheitstrauma, das im Laufe der Geschichte getriggert wurde und sich dadurch auch auf ihr Verhalten auswirkte.

Ich möchte euch noch kurz Sorina und Elisys näher vorstellen.

Sorina ist die blauhaarige, tätowierte Protagonistin des ersten Bandes meiner New Adult Reihe. Sie kommt aus Rumänien (wo auch meine Eltern aufgewachsen sind) und sie hat high-functioning anxiety disorder. Ein großes Stigma, das viele Menschen über psychische Erkrankungen haben ist, dass sie auffällig sind, dass psychische Probleme Menschen lahm legen. Das kann natürlich in extremen Fällen sein, doch oft ist es so, dass man es vielen Personen einfach nicht ansieht. Sorina ist ein solcher Fall und ich versuche zu zeigen, wie beispielsweise Anxieties direkt und oft auch indirekt auf das Leben auswirken können.

Elisys. Ich fürchte mich ein wenig davor, „Of Fading Smoke & Broken Mirrors“ zu überarbeiten, unter anderem, weil ich Angst habe, Elisys kommt sehr unsympathisch rüber, da sie vor allem durch Zeruids Perspektive dargestellt wird. Dabei ist Elisys eine meiner absoluten Lieblingscharaktere. Denn ebenso wie ich leidet sie an Borderline. Doch anders als ich hat Elisys ihre Diagnose nie erhalten. Sie versteht nicht, warum sie sich nicht selbst finden kann und warum alle Therapien, alle Medikamente, die sich bekommen hat, nie halfen. Leider ist es oft so, dass gewisse Krankheiten nicht richtig diagnostiziert werden und Borderline ist sehr hoch auf dieser Liste. Elisys‘ Darstellung ist für mein ein Fall von: psychische Krankheiten zeigen ohne sie direkt zu benennen. Doch ich glaube (oder hoffe), dass sich Betroffene in ihr wiederfinden können. Ich werde ein Nachwort schreiben, in dem ich auf ihre Diagnosen eingehen werde und wo ich Lesenden Links mitgeben möchte wo sie sich informieren und Hilfe suchen können. Die Geschichte von Elisys geht mir sehr Nahe, da ich in den Szenen mit ihr so viel von meinem eigenen Schmerz geteilt habe. Es gibt beispielsweise eine Stelle im Roman, bei der ich Weinen musste, als ich sie Rik vorlas. Wenn es euch interessiert, lasse ich sie euch gerne hier.

Danke fürs Zuhören. Ich hoffe sehr, dass ihr bald selbst meine Charaktere kennenlernen könnt, sobald ich einen Verlag/eine Agentur gefunden habe.

»You think I chose this?«

He can barely hear Elisys’ voice. She stands there in shock, tears in her eyes. Whilst her first words were barely audible, he is now sure that all neighbours could hear her next words. »You think I chose to be mentally abused as a child? You think I chose all the fucking trauma that is still haunting me? All of a sudden, it is a choice to go through years of bullying?« Elisys is gasping for air, she pushes her hair out of her face and falls down on the sofa again, where she grabs a pillow that she is now beating with her right fist. Silas just sits there, unable to apologise, unable to calm her down. Tied down to the chair he hates so much.

»Of course! Of course. I mean I just love being told by several therapists who are supposed to fucking help that I am too complicated. That they don’t know what else to do with me! But sure, I love eating pills until I am a numb mess and then getting withdrawl symptoms because I cannot handle the emptiness anymore. I fucking love, love, love feeling guilty for seeing you sad, always sure that I am the one causing your troubles.«


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