Interview mit Heiko Hentschel

Interview mit Heiko Hentschel

Oktober 27, 2019 1 Von jenlovetoread

Schön, dass Ihr den Weg hier her gefunden habt. Auf der Frankfurter Buchmesse hatte ich die Gelegenheit mit einigen Menschen mich genauer zu unterhalten, die ich vorher ausschließlich von Twitter und Co. kannte. Einer davon ist Heiko Hentschel. Weil ich diesen Mann unglaublich sympatisch finde und sehr in das Cover seines Debüt – Romanes verliebt bin, möchte ich ihn nun einmal für euch interviewen!

Jen: Hallo Heiko! Es ist mir eine Freude dich begrüßen zu dürfen und bedanke mich schon mal im Vorfeld für deine Zeit! Ich sah dich plötzlich immer öfter auf Twitter und habe gespannt dein Debüt mitbekommen, über das wir später noch sprechen! Demnach kenne ich dich doch schon ein bisschen, aber stell dich doch mal genauer für die Leser vor.

Heiko: Hallo Jen, danke, dass du mich zum Interview eingeladen hast. Eine Vorstellung? Puh, da bin ich ja besonders gut drin … also meine Eckdaten sind: Heiko Hentschel (40), gebürtig aus Leipzig, seit 20 Jahren Wahlhamburger, Vollzeit Film-Freak, Illustrator für Animationsfilme und seit Ende August Autor beim Südpol Verlag mit dem Debüt “Das hungrige Glas”, einem Fantasy-Jugendbuch.

Monsterjagd über den Dächern von Ravenbrück – düster, spannend und actionreich!
Moritz’ schlimmster Albtraum wird wahr, als seine Schwester Konstanze mitten in der Nacht von einem grausigen Monster verschleppt wird. Als das Untier weitere Mädchen raubt, heftet Moritz sich an seine Fersen. Er hat nur noch ein Ziel: seine Schwester aus den Klauen des Ungeheuers zu befreien. Doch er ahnt nicht, dass die Bestie lediglich Diener einer höheren, weitaus bedrohlicheren Macht ist ..

Jen: Das klingt doch schon mal sehr gut. Ich hab dich als Autor über Twitter gefunden und kennengelernt. Twitter ist ein sehr schnelllebiges Medium. Warum hast du dich dafür entschieden hier aktiv für Leser*innen aufzutreten?

Heiko: Schnelllebig, oh ja, das sagst du was. *lacht* Ganz ehrlich, ich bin wegen der Schreibnacht zu Twitter gekommen. Ich wollte die Aktivitäten auch hier verfolgen und die Mitglieder abseits des Forums etwas näher kennen lernen. Es ist super spannend, wie sich die Autorinnen und Autoren hier präsentieren. Da lernt man viel über “tägliche Präsenz” und den Umgang miteinander. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen, aber bislang hatte ich Glück. Ich gestehe, dass ich heilfroh bin, so viel Unterstützung von der eingefleischten Buch-Twitter-Gemeinde zu erfahren. Und ich habe nichts dagegen, wenn die Leser*innen den täglichen Nahkampf mit dem inneren Schreibschweinehund hautnah miterleben.

Jen: Das Twitter hilft einander näher zu kommen und sich gegenseitig unter die Arme zu greifen, kann ich selbst nur bestätigen! Es mag ein schnelles Medium sein, aber es bringt dir genauso sehr gute Kontakte. Wenn wir hier gerade schon beim Geschichten erzählen sind, lass uns doch zurück zu deinem Debüt kommen. Erzähle uns da doch ein wenig die Entstehungsgeschichte. Woher kam die Idee zu einem Kinderbuch ab 12 Jahren mit entführten Kindern? 🙂

Heiko: Die Idee zum Buch entstand 2010, also vor neun Jahren. Damals habe ich viel Edgar Allan Poe gelesen und war vom Film „Sleepy Hollow“ fasziniert – kurz darauf las ich die Vorlage von Washington Irving. Da fing bei mir das Kopfkino an. Ich begann über einen Jungen und seinen Raben nachzugrübeln, die gemeinsam Abenteuer erleben – irgendetwas, was mir als 12jährigem gefallen hätte. Ein Jahr später war aus dem Raben eine Elster und aus dem namenlosen Jungen Moritz geworden. Die entführten Mädchen entstanden aus der Idee der schwarzen Glasmaske heraus. Mehr verrate ich an der Stelle aber nicht, sonst liest es keiner mehr. *lacht*

Jen: Faszinierend wie von Edgar Allen Poe und Washington Irving letztlich Moritz und sein Abenteuer wird. Ich muss ja gestehen, ich höre immer gerne, wie sich Geschichten entwickeln, weil die spannendsten Ideen teilweise die verrücktesten Ursprünge haben. Aber gehen wir doch ins Detail. Wie bist du mit der Geschichte zum Südpol Verlag gekommen und warum ist es für #DasGlaskommt” das perfekte Zuhause?

Heiko: Den Südpol Verlag habe ich auf der Leipziger Buchmesse 2015 angesprochen. Es schien mir die perfekte Adresse. Ein liebevoller Stand mit wenigen ausgewählten Kinder- und Jugendbüchern und einem unverkennbaren Äußeren (türkisfarbene Standfläche). Das war keine weißgraue Box, sondern ein Verlag, der aus der Masse herausstechen wollte. Und die Bücher sind individuell illustriert und hochwertig. Als ich bemerkte, dass da erst zwei oder drei Jugendbücher ab 12 Jahren standen, habe ich mir ein Herz gefasst und bin auf eine der Verlagsleiterinnen zugegangen. Es entwickelte sich ein gutes Gespräch und ich durfte eine Leseprobe mit Exposé einreichen. Wenig später folgte das gesamte Manuskript. Es dauerte allerdings noch zwei Jahre (bis Herbst 2017), bis wir wirklich Nägel mit Köpfen machen konnten. Parallel zur Vorstellungszeit hatte ich nämlich einen Agenten kennengelernt, der mich unter Vertrag genommen hatte und sich dafür stark gemacht hatte, alle größeren Verlagshäuser anzusprechen. Wir bekamen viel Zuspruch, aber nie eine feste Zusage. Im August 2017 endete unsere Zusammenarbeit und mein erster Gang war zu Südpol. Die Herzlichkeit und Wärme, die meinem Manuskript dort auch nach über zwei Jahren entgegenkam, hat mich überzeugt. Der #DasGlaskommt war eine spontane Idee, denn ich brauchte eine Verbindung, die nicht nur zu einem Band passte, sondern die Tür für alle drei Bände offenlässt. Jetzt kann bis August 2021 jedes Jahr ein neuer Teil der Glas-Trilogie verfolgt werden.

Jen: Ende gut? Alles gut! Es freut mich, dass sich dein Weg so gefunden hat, wie er sich gefunden hat und du letztlich damit sehr glücklich bist. Auch der #DasGlaskommt ist super zum mitverfolgen! Doch – lass uns um den absoluten Blickfang sprechen! Das Cover! Seit der ersten Sekunde bin ich ja schock-verliebt. Du flüstertest mir ja zu, dass es von dir ist! Wie kommt es dazu? Warum der Comic – Stil und werden wir irgendwann noch mehr Zeichnungen von Moritz und Co. genauer bekommen? 🙂

Heiko: Du sagst es. *lacht* Ja, das Cover ist von mir, so wie alle Zeichnungen im Buch. Ich weiß gar nicht … ich denke, der Comic-Stil ist einfach die Art, wie ich zeichne, wie ich die Welt von Moritz und seinen Freunden sehe und fühle. Es war keine bewusste Entscheidung – mehr etwas, was sich während des Zeichnens selbst entwickelt hat. Und meine Herkunft aus dem Animationsfilm, schimmert immer durch. (Ich liebe das einfach!) Abgesehen von ein paar Postkarten, die derzeit in der Druckerei sind und einem illustrierten Buchtrailer, der demnächst online geht, sind keine weiteren Illustrationen zum ersten Band geplant. Neue Zeichnungen und mehr Monster gibt es erst im nächsten Jahr, wenn Band 2 erscheint. Und ich freue mich schon sehr darauf.

Jen: Es ist immer schön, wenn alles aus dem Bauchgefühl her kommt und man sich selbst mit der Zeichnung und dem Inhalt findet. Ich für mein Teil, liebe den Stil und die Zeichnungen und bin sehr gespannt auf die Postkarten. Die neue Zeichnungen sind natürlich weitere Spannung! Du erwähntest ja es nun schon mehrmals. Moritz Abenteuer wird eine Trilogie. Planst du nebenher noch mehr für diese Welt? 🙂

Heiko: Es wird zwei Kurzgeschichten aus der Welt von Moritz und dem schwarzen Glas geben. Die Erste erscheint am 1. Dezember diesen Jahres und heißt „Lügen haben spitze Zähne“. Sie handelt vom Weihnachtsfest nach den Ereignissen in Band 1 und kann als kostenloses E-Book auf http://suedpol-verlag.de/Glastrilogie.html… heruntergeladen werden. Die zweite Kurzgeschichte behandelt das Weihnachtsfest zwischen dem 2 und 3 Band und erscheint nächstes Jahr etwa zur selben Zeit. Es gibt auch schwer geheime Pläne für einen vierten Roman, aber die sind so geheim, dass ich selbst nicht mal weiß, wovon ich hier gerade plappere …

Heiko Hentschel ist Filmillustrator, Geschichtenerzähler und Vollzeitverrückter. Wenn er nicht als Zeichner an Animationsfilmen arbeitet oder die schlechtesten Filme aller Zeiten in Dauerschleife konsumiert, erfindet er haarsträubende Abenteuergeschichten, schaurig-schöne Kreaturen und bittersüße Happy Ends. Mit seinem Lebensgefährten lebt er in Hamburg. Vermutlich isst er gerade.

Jen: Uhhh, Geheime Dinge sind mir immer am liebsten! Dann muss ich dich ja gar nicht mehr zum Ende hin fragen, worauf wir noch so uns freuen können bei dir! Genauso freuen mich schöne Weihnachtsgeschichten! Sind die ausschließlich für eBook geplant? 🙂

Heiko: Ja, ausschließlich fürs E-Book. Es soll wirklich etwas für ungeduldige Leser*innen sein, die gern mehr von der Glas-Welt wissen wollen.

Jen: Das ist wirklich ne schöne Idee. Ich freu mich drauf! Lass uns zum Ende nochmal kurz über die Buch-Bubble reden. Du lebst dich ein. Nicht nur auf Twitter, auch nun auf Instagram. Wie fühlst du dich sonst allgemein damit, ehe ich dich auch meinen Fängen entlasse? 🙂

Heiko: *grinst* Ich fühle mich wohl in der Buch-Bubble. Die Menschen begegnen mir mit Freundlichkeit. Ich hoffe, das bleibt so. Respekt ist für mich mehr als ein Wort, es ist eine Grundhaltung. Solange ich das nicht gefährdet sehe, werde ich bei Twitter noch viele, schöne Stunden verbringen. Instagram ist mir so neu, dass ich noch etwas eingeschüchtert davorstehe. Was sich die Leute einfallen lassen, um Bücher zu präsentieren … Wahnsinn! Und die Stories überrennen mich. Die Kreativität ist bemerkenswert.

Jen: Dem kann ich nur zustimmen! Die Buch-Bubble ist durchaus etwas einzigartiges. Nun, dann danke ich dir, für die vielen Eindrücke und frage, selbstverständlich nicht nach möglichen Verhandlungen für Folgebänden, die es ja gaaar nicht geben könnte! Es war mir eine große Freude!

Heiko: *lacht* Mir war es auch eine Freude. Danke, dass du dir Zeit genommen hast.