#52Wochen52Menschen: KW16 – Thorsten Hoß – Tag 5
Du und die Buchbranche
Als Selfpublisher ist es in der Buchbranche nicht so leicht, wie man denken möchte. Es klingt so einfach. Du schreibst eine Geschichte, suchst ein passendes Cover dazu und zack, hochgeladen und in die Welt entlassen. Fertig.
Aber Selfpublishing bedeutet eben viel mehr. Vieles, was normalerweise ein Verlag leistet, muss man selber machen oder jemanden dafür bezahlen, der es tut. Sei es Korrektorat, Lektorat, Buchsatz oder Covergestaltung. Um Klappen und Werbetexte muss man sich ebenfalls selbst kümmern, genauso wie um Marktanalysen, Zielgruppenbestimmung und der allgemeinen Sichtbarkeit der veröffentlichten Bücher. Und Letzteres ist wirklich ein großes Problem. Ohne namhaften Verlag hast du keine Stammleser, die die eine Chance geben, und es erfährt auch niemand, dass du ein Buch veröffentlicht hast.
Es sei denn, du bewirbst es selbst. An dieser Stelle sind wir bei einem weiteren Problem, was jeder Selfpublisher kennen wird. Wie können die, die meine Geschichte lieben würden sie auch finden?
Eine Frage, auf die es keine klare Antwort gibt. Aber natürlich gibt es Wege. Außer selber kräftig die Werbetrommel zu rühren, kann man versuchen, Blogger für seine Werke zu begeistern oder bezahlte Werbung schalten. Man kann Leserunden veranstalten, auf Messen gehen, eine Webseite einrichten oder sogar gleich seinen eigenen Shop aufmachen. In all das kann man sehr viel Zeit und Geld investieren oder eben nicht. Es liegt an einem selbst.
Aber eben nicht nur. Man muss bedenken, dass all diese Möglichkeiten auch schon von den anderen Schreiberlingen, die sich für diesen Weg entschieden haben, genutzt werden. Auch sie möchten, dass ihre Werke gelesen werden und es ist gar nicht so einfach, aus der Masse an Selfpublishern herauszustechen.
Zu den bisher aufgezählten Hürden kommen schließlich noch die sich hartnäckig haltenden Vorurteile gegen Selfpublishern hinzu, dass die Qualität ihrer Werke es nicht mit denen von Verlagen aufnehmen könnten, weil sie ja nicht durch ein ordentliches Selektionsverfahren ausgesiebt wurden. Sicher gibt es immer noch Leute, die einfach so eine Rohfassung auf den Markt werfen. Doch das ist eher die Minderheit. Und doch sucht man Selfpublisher im Buchhandel in der Regel vergeblich.
Aber wenn das alles so schwierig ist und gefühlt jeder andere Beteiligte Geld mit deinem Werk verdient, außer man selbst? Warum dann überhaupt Selfpublishing?
Das ist eine gute Frage, die jeder für sich beantworten muss, der diesen Weg einschlägt. Meine Antwort dazu lautet:
Weil es mir Spaß macht und ich gerne ohne Vorgaben arbeite. Weil ich viele andere Selfpublisher kennengelernt habe, die ich sehr schätze und weil ich mich über jeden einzelnen Leser freue, den ich unterhalten, inspirieren oder sogar zum Nachdenken anregen konnte. Natürlich könnte ich Letzteres auch erreichen, wen ich bei einem Verlag wäre. Und vielleicht unterschreibe ich in der Zukunft ja auch einmal einen Verlagsvertrag. Mit meiner Buchreihe bin ich aber mit der jetzigen Situation recht zufrieden und denke, das Selfpublishing sowohl mein Leben als auch den Buchmarkt bereichert.
Wo Thorsten zu finden ist:
Thorsten ist ein freundlicher Mensch. In der Buchbranche begegnet er einem immer mal wieder. Der gute Herr überragt mich locker 2 Köpfe (haha) und ist mit kräftiger Stimme am mitdiskutieren, mit lachen und schnacken. Ich bin immer guter Dinge mit ihm über Bücher, Blogger:innen und der ganzen Branche zu diskutieren. Er ist eine Bereicherung für die Community, als Mensch und als Autor.