#52Wochen52Menschen: KW25 – Nora Bendzko – Tag 5

#52Wochen52Menschen: KW25 – Nora Bendzko – Tag 5

Juni 29, 2021 0 Von jenlovetoread

Wir sind bei meinem fünften Beitrag zu #52Wochen52Menschen angekommen! Das heißt, wir kommen zum Abschluss. Das Thema, zu dem Jen heute mehr wissen will, ist: meine Beziehung zu der Buchbranche. Wo soll ich anfangen? Es war eine lange Reise, bis ich bei Droemer Knaur und meinem Verlagsdebüt „Die Götter müssen sterben“ angekommen bin. Heute möchte ich ein wenig mit euch zurückschauen.

Dazu habe ich erst einmal eine Fotostrecke mitgebracht, mit Eindrücken von vielen verschiedenen Buchmessen. Featuring: Die Leipziger Buchmesse 2019, mit Elea Brandt vor dem Stand vom Dead Soft Verlag. Die Buch Berlin 2018, vor dem Stand vom Nornennetz. Die Leipziger Buchmesse 2019, bei der mein Galgenmärchen „Hexensold“ auf der Shortlist vom Seraph Phantastik Preis stand. Die Buch Berlin mit mehreren Galgenmärchen am Stand vom Nornennetz, und mehrere Autor*innen vom Drachenmond Verlag bei der Frankfurter Buchmesse 2019.

Wie man sieht, war ich in den letzten Jahren sehr aktiv, was Buchmesse anbelangt. Ich veröffentliche seit 2016, debütiert habe ich mit meinem Galgenmärchen „Wolfssucht“ im Selfpublishing. Aber das war nicht wirklich der Anfang. Ich war noch minderjährig, als ich begonnen habe, mich intensiver mit Schreiben auseinanderzusetzen. Mit 17 (das war im Jahr 2011) bin ich im Rindlerwahn Autorenforum eingetreten, das es inzwischen nicht mehr gibt, um dort gezielt an meinen Texten zu arbeiten. Ich hatte irgendwo also schon mit der Buchbranche zu tun, noch ehe ich als Autorin aufgetreten bin.

Die 5 Jahre, die ich als Selfpublisherin verbracht habe, waren künstlerisch unfassbar aufregend. Ich kann teilweise gar nicht glauben, was ich alles erlebt und gelernt habe. Dutzende von Menschen habe ich kennengelernt: andere Autor*innen, die mich unterstützt, gefördert und herausgefordert haben, Kolleg*innen, mit denen ich mich teils bis heute gut verstehe, und irgendwann habe ich treue Fans bekommen.

Ich glaube, zu meinen schönsten Erinnerungen gehören die verschiedenen Preisnominierungen für die Galgenmärchen, und die Begegnung mit einem ersten Fan, die mich aufgeregt am Stand mit einem Buch zum Signieren besuchte und mich ihre Lieblingsautorin nannte. Das ist unvergesslich. Es gibt so viele schöne kleine Sachen, die im Verlauf der letzten Jahre passiert sind, und die mich weitermachen lassen. Das Buchleben konnte mich noch immer überraschen. Nach vielem Dranbleiben und mehreren Veröffentlichungen im Selfpublishing und Kurzgeschichten in Verlagen, kam irgendwann der Tag, wo Leute mich öffentlich erkannt haben. „Sind Sie nicht Nora Bendzko“ – das haut mich bis heute um. Irgendwann musste ich mich nicht mehr selbst für Kurzgeschichten bewerben, Verlage sind dafür auf mich zugekommen. Und schließlich kam der Tag, wo auch der Großverlag und die Agentur angeklopft haben.

All diese Sachen kamen von allein, nachdem ich beschlossen hatte, mein Ding zu machen. Ich bin so froh darüber. Am Anfang habe ich mir viel den Kopf zerbrochen, ob ich es als Dark-Fantasy-Autorin vielleicht mit einem männlichen Pseudonym leichter hätte, ob ich mehr nach dem Markt schreiben solle … Aber ich habe gemerkt, zu viel Verbiegen macht mich nicht glücklich. Also habe ich den – vermeintlich – schwereren Weg gewählt. Im Nachhinein ist es so schön und ermutigend, dass meine Selbsttreue sich gelohnt hat.

Jen hat bei ihren Fragen an mich gemeint, dass die Szene „ein wildes Pflaster“ sein kann. Das sagen viele, und ich verstehe, woher dieser Gedanke kommt. In jeder Kunstszene gibt es Konkurrenzdenken, natürlich habe ich das auch mitbekommen. Aber wenn ich mir unterm Strich alles betrachte, dann kann ich sagen: Das Negative wiegt fast nichts im Vergleich mit all dem Positiven.

Ich pflege teils so schöne, gute Bekanntschaften mit Kolleg*innen, wo man sich für die gegenseitigen Erfolge freut und sich weiterhilft. Es ist eine gemeinsame Reise.

Es gab zwischendrin Zeiten, da war diese Reise schwerer. Auch habe ich mit sehr dunklen Seiten der Szene gekämpft. Seit einiger Zeit mache ich mich gegen Diskriminierung in der Szene und in Büchern stark, besonders Sexismus und Rassismus, was auch auf persönlichen schlechten Erfahrungen von mir fußt. Als Jungautorin waren diese Themen sehr belastend für mich, dass ich da noch nicht gut gebildet war, aber vor allem nicht die Plattform hatte, um sie anzusprechen. Inzwischen habe ich das Gefühl, viele Verbündete zu haben, und ein buntes Netzwerk, in dem ich mich sicher fühlen kann.

Von dem her … empfinde ich das Pflaster gar nicht als so wild. Es kommt darauf an, wie man es gestaltet. Sollten hier Jungautor*innen mitlesen, dann wäre das mein Tipp an sie: Fragt euch ehrlich, was ihr wollt, und geht euren Weg, mit den richtigen Menschen.


Hier ist Nora zu finden:


Buch Berlin 2018

Nach diesen wundervollen Beiträgen kann ich nur sagen: Es ist so schön, dass du Teil der Branche bist, Nora! Danke für alles. (: