#52Wochen52Menschen: KW26 – Sophie Grossalber – Tag 5

#52Wochen52Menschen: KW26 – Sophie Grossalber – Tag 5

Juli 4, 2021 0 Von jenlovetoread

Du und die Buchbranche

Hachja, ich und die Buchbranche? Wenn ich ehrlich bin, ist es manchmal eine Hass-Liebe. Aber ich glaube, das kennt ihr alle. Natürlich liebe ich die Branche, wenn alles toll läuft, wenn ich meine Lieblingsmenschen auf der Buchmesse treffen kann und wir über das Messegelände schlendern. Oder wenn ich mich mit anderen über das Schreiben und die Lieblingsbücher austauschen kann.

Aber es gibt durchaus auch Schattenseiten. Das reicht bei mir persönlicheren Erlebnissen – wie z.B. von einem Auftraggeber geghostet zu werden oder einen Auftrag nur für die Exposure anzunehmen (ja, ich war naiv genug, das am Anfang gemacht zu haben, weil „ich hab ja noch keine Erfahrung. Ist ja nur mal Reinschnuppern in den Beruf.“) – bis hin zu allgemeineren Unstimmigkeiten, die mehr mit dem System zu tun haben als mit einzelnen Menschen. Die Ungleichheit wie Autor*innen und Dienstleister*innen teilweise bezahlt werden, zum Beispiel.

Auch würde ich mir wünschen, dass wir weggehen von dem teilweise gefühlt zwanghaften „Du MUSST out sein/eine sichtbare Behinderung haben/sonst wie sichtbar marginalisiert sein, um Own Voices Geschichten zu schreiben.“ Manche Menschen haben schlicht nicht die Sicherheit, sich outen zu können oder laut aktivistisch zu sein. Das macht ihre Geschichten dann trotzdem noch Own Voice. Ihr schuldet niemandem ein Outing, solange – oder gerade wenn – ihr euch nicht sicher fühlt. Und, übrigens, ihr könnt weiterhin divers schreiben, auch wenn ihr nicht Own Voice seid. Hier vertrete ich selbst aber die Meinung spezifische Handlungen/Geschichten, in denen es zum Beispiel um Rassismuserfahrungen geht, den Betroffenen zu überlassen. Ich kann so viel und genau recherchieren wie ich will, Sensitivity Readings machen lassen wie ich lustig bin, ich werde trotzdem nie zu 100% verstehen können, wie sich Rassismus anfühlt.

Okay, genug der Rants und Kritik. Abschließend möchte ich einfach nur noch sagen: Vergesst nicht, dass am anderen Bildschirm oder hinter einem Buch auch immer Menschen stecken. Und, hier kann ich nur für mich sprechen: Kritik ist gerne erwünscht, aber respektiert bitte auch, wenn gerade nicht die Kraft da ist, sich damit auseinander zu setzen.

Ich freu mich über eure Fragen, falls ihr noch welche habt. Und wünsch euch auf jeden Fall einen schönen Sommer. Bleibt gesund und seid vorsichtig, bitte.


Hier ist Sophie zu finden: