#52Wochen52Menschen: KW45 – Mila Bagrat – Tag 4

#52Wochen52Menschen: KW45 – Mila Bagrat – Tag 4

Dezember 2, 2021 0 Von jenlovetoread

Du und deine Charaktere

In meinem Fall ist die Frage „Wer?“ stark mit „Warum?“ verbunden. Ich nehme meine Leserzielgruppe ernst – jeden einzelnen und will sie ob Kind oder Erwachsener nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken bewegen. Immer wieder in eine Situation bringen, in der sie sich fragen müssen: Was würde ich tun? Wie würde ich mich verhalten? Dementsprechend sind meine Charaktere vielschichtig und kompliziert. Sie ecken an. Sie polarisieren stark. Und das ist durchaus gewollt!

„Der Archivar“ sollte auf keinen Fall eins von den süßen entspannten Büchern werden, die nebenbei gelesen werden und nach 5 Minuten vergessen sind. Ich wollte eine Diskussion, einen Meinungsaustausch zwischen Kindern und Eltern anregen, was meiner Meinung nach eine wichtige Voraussetzung für jedes gute Buch ist. Natürlich gibt es auch Humor und Unterhaltung, Magie und Abenteuer, aber die Kernaussagen des Buches bleiben hängen, weil sie einen erreicht und berührt haben. Und ich bin jedes Mal glücklich als eine Autorin, wenn meine Leser sagen, „Der Archivar“ sei definitiv etwas Besonderes und keine eintönige Massenware.

Die Hauptheldin von „Der Archivar“ ist Freya Weiden, ein 10-jähriges Mädchen mit einer großen  Phantasie und (wie dem Leser im Verlauf des Buches klar wird) mit einem unendlich großen Herzen. Ihre  Leidenschaft ist Lesen, sie ist zart und verträumt, verbringt viel Zeit in der Bibliothek, beobachtet viel und geht den Sachen gerne auf den Grund. Ihr größter Traum ist, einen echten Freund zu treffen, der sie nicht übersehen oder vergessen wird, wie die Kinder in ihrer Schule. Sonst führt sie ein glückliches Leben mit ihren Eltern, das nur von einem getrübt wird – von dem Geheimnis um die Kindheit ihrer Mutter, die in Berlin aufgewachsen ist. Aber sind ein glückliches Kind und eine glückliche Familie wirklich makellos und fehlerfrei? An dieser Stelle bekommt jeder die Möglichkeit, hinter die Fassade einer auf den ersten Blick nahezu perfekten Familie zu schauen, denn wir alle sind nur die Summe unserer Erinnerungen und Erfahrungen. Freya entdeckt einen feinen Riss in der makellosen Fassade und sie lässt nicht locker, sie hinterfragt und forscht, sie macht sich auf ihre erste Schulreise nach Berlin, nicht nur wegen der Abenteuer, sondern mit einem festen Vorhaben, das Geheimnis ihrer Familie zu lüften.

Über die Hauptcharaktere von „Der Archivar“ erfährst du hier mehr.

Der Hauptheld von „Borealis“ ist der 11-jährige Junge Borealis van Dyke. Durch eine Besonderheit in seinem Äußeren (Augenheterochromie, d.h. unterschiedliche Augenpigmentierung) wird er schon sehr früh zur Zielscheibe der menschlichen Intoleranz und des Mobbings. Er lernt früh, was Schmerz und Einsamkeit bedeuten, denn seine Familie erleidet einen tragischen Schicksalsschlag, der ihn extrem mitnimmt und zeigt, dass das menschliche Wesen ein zartes zerbrechliches Gebilde ist. Die ständigen Sorgen um seine kranke Mutter lassen ihn einen Fehler begehen. Einen einzigen Fehler, der wie ein Dominostein eine Kette von unvorhergesehenen magischen Vorkommnissen auslöst und ihn in eine wie es scheint ausweglose Situation bringt. Borealis geht einen magischen Vertrag ein, ohne seine Bedingungen richtig verstanden zu haben. Und das bringt alle Menschen, die er liebhat und schätzt in Gefahr. Um diesen Fehler wiedergutzumachen, muss er in die schwarzen Katakomben von Trier steigen, begleitet von einem geheimnisvollen Wesen, von dem er nicht weißt, ob es sein Aufpasser oder der einzige Freund ist.

Zu der freien Leseprobe „Borealis“ geht es hier.

Nicht nur meine Handlungsorte, sondern auch meine Helden haben einiges gemeinsam. Die Protagonisten in meinen Büchern sind Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Sie sind nicht körperlich stark und gehören definitiv nicht zu dieser Sorte tapferer kleiner Helden aus eher klischeehaften Stories, die wenn sie entdecken, dass sie die einzige Hoffnung der Welt sind, ohne jegliches Zögern zu einem Schwert greifen und sich freudig an jedem Gemetzel beteiligen. Sie sind menschlich – mit allen Schwächen und Selbstzweifeln, aber haben jedoch einen festen Kern und lassen sich nicht verbiegen. Im entscheidenden Moment sind sie bereit sich dafür, was ihnen wichtig und teuer ist, einzusetzen. Sie zeigen Courage. Sie tragen Liebe in ihrem Herzen. Und Hoffnung. Sie bleiben sich selbst treu. Und das ist die wahre Stärke in meinen Augen.

Zu der Bildersammlung aus „Der Archivar“ und „Borealis“ geht es hier.


Hier ist Mila zu finden: