#52Wochen52Menschen: KW14 – Ally J. Stone – Tag 4
Du und deine Charaktere
Eine Figur kann auf viele unterschiedliche Weisen entstehen. Einmal habe ich auf der Suche nach was ganz anderem ein Bild von einer Frau gefunden. Sofort hatte ich ihren Namen – Isabel – im Kopf. Das Bild hat mich praktisch angesprungen. Interessanterweise habe ich es nicht mehr, aber dieser Moment hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Mittlerweile ist aus diesem Bild und Namen eine großartige Geschichte über Menschen und Dämonen, Abenteuer, eine Quest, geheime Intrigen, drei verschiedene Königsgeschlechter und mehr erwachsen (das Projekt ist noch in Arbeit).
Einmal kam eine Figur – Nick aus „Geliebtes Blut“ – in die Geschichte, weil ich jemanden brauchte, den meine Protagonistin anrufen kann. Es sollte nur irgendein Informant sein, der eben einmal auftaucht. Während des Telefonats stellte sich heraus, dass es ihr bester Freund ist, der sogar eine persönliche Verbindung zum Rudel hat. Inzwischen ist der Werwolf Nick eine meiner liebsten Hauptfiguren und ich bin super glücklich, dass er sich einfach so in die Geschichte geschlichen hat.
Oft finde ich Namen, die schön sind und es bildet sich eine Figur daraus. Manchmal setze ich mich hin und plotte erst die Story. So weiß ich, wen ich brauche, und mache mich dann auf die Suche nach Namen, Aussehen, Charakter und so weiter.
Es ist also eine Mischung aus suchen, zufällig finden und gefunden werden.
Und auch, ob Figuren bleiben, ändert sich manchmal während der Geschichte. Eine Figur in „Geliebtes Blut“ sollte nur im ersten Band auftauchen und dann zurückgelassen werden, weil ich sie nicht mehr brauchte. Doch dann nahm eine andere Figur sie mit und ihre Rolle wurde sehr viel größer, als ich geplant hatte.
Ähnliches ist mir mit Antagonisten passiert. Sie sollten nur der mittlere Gegner in einer Trilogie sein. Doch als ich sie schrieb, entpuppten sie sich als so großartige Charaktere, dass ich sie länger bleiben lies. Daraufhin drehten sie durch, entführten Charaktere und ich musste alles nochmal umplotten … aber das war es wert! Einer der Antagonisten war sogar so toll, dass ich mir den Kopf zerbrach, wie ich ihn retten kann, damit er sein eigenes Sequel bekommen kann (ob das geglückt ist, erfahrt ihr, wenn ihr die neu veröffentlichten Bücher von „Geliebtes Blut“ lest – vermutlich kommen sie Ende 2021. Newsletter-Abonnenten erfahren auf jeden Fall genau wann!).
Die Beziehung zwischen meinen Figuren und mir ist sehr komplex und für jede Figur einzigartig. Selbst wenn sie manchmal im Rudel ankommen, weil ich weiß, dass ich 5 Wölfe brauche und sie dann in einem Schwung erstelle, kristallisieren sich beim Schreiben Eigenarten, Ansichten, Vorlieben, Abneigungen, Verhaltens- und Denkweisen heraus, die jeden von ihnen einzigartig machen.
Ich weiß, wer wen mag und wen nicht, wieso, ob sich das nochmal ändert, wer im Recht ist (meistens glauben beide, im Recht zu sein) und wie es für sie weitergeht, bzw. wie ihre Beziehung die Storyline beeinflusst. Es ist großartig, einen so offenen Einblick in ihr Beziehungsgeflecht zu haben und den Spuren zu folgen, die sie im Laufe der Geschichte gehen.
Ich habe großes Vertrauen in meine Figuren und wenn sie sich „selbstständig“ machen und in meinem Kopf auf einmal in eine andere Richtung marschieren als die, die ich vorgegeben habe, führt mich das meistens zu einer besseren Story.