#52Wochen52Menschen: KW 33 – Michael Leuchtenberger – Tag 3

September 27, 2021 0 Von jenlovetoread

Deine Welten

Für mich spielen Orte eine ganz große Rolle. In Rezensionen über meine Geschichte wird oft die Atmosphäre erwähnt, und die hängt immer eng mit dem Setting zusammen. Oft steht der Ort bei mir schon mit der ersten Plotidee fest, weil sie Hand in Hand gehen. Zum Beispiel handelt mein zweiter Roman „Pfad ins Dunkel“ von einer Gruppe Menschen, die auf dem Appalachian Trail wandern. Für unheimliche Geschichten sind abgelegene Berg- und Waldregionen eben perfekt!

Schloss Frankreich, Vorlage für Caspars Schatten

Bisher habe ich dabei immer auf Orte zurückgegriffen, die ich selber aus Erinnerungen oder durch Reisen kenne, weil ich mit ihnen eine bestimmte Stimmung oder Gefühle verbinde. Das, was ich aus der Realität kenne, dann mit Fiktion anzureichern, macht mir großen Spaß. In meinem Debütroman „Caspars Schatten“ gibt es eine Art Spukschloss-Setting, für das ich mir auch eine reale Vorlage gesucht habe, die ich aber auch nicht 1:1 übernommen habe.
Meistens spielen meine Geschichten in unserer heutigen Zeit und in der realen Welt, in die dann aber das Übersinnliche einbricht. (Ausnahmen mit komplett fantastischen Settings – bisher nur in Kurzgeschichten – bestätigen die Regel.) Gerade diese Kombination des Alltäglichen mit dem Unbegreiflichen interessiert mich! Wenn etwa bei deinem sonst eher öden Bürojob sich ein Archivraum im Keller in eine tödliche Falle verwandelt. Oder eine alte Freundin dir fast beiläufig ein selbst gemaltes Bild schenkt, in dem aber eine böse Überraschung steckt. Das meinte ich an Tag 2 damit, es ausnutzen zu wollen, dass der Fantasie keine Grenzen gesteckt sind.
Dass mir aber auch das Schreiben über vermeintlich langweiligen Alltag liegt, habe ich kürzlich dank der Anthologie „damit“ von Herausgeberin Magret Kindermann gemerkt. Da ist „Slice of Life“ das Thema und mein Beitrag ist ausnahmsweise nicht ansatzweise gruselig. Aber auch dort ist das Setting – eine Nachtfahrt im Auto durch die Stadt – ganz entscheidend für die Atmosphäre, es ist wie ein eigener Protagonist neben der Figur, aus deren Sicht es wahrgenommen wird.


Wo Michael zu finden ist: