#52Wochen52Menschen: KW25 – Nora Bendzko – Tag 2

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Juni 23, 2021 0 Von jenlovetoread

Hallo, ihr dunkelschön Lesenden! Heute darf ich euch einen Einblick in meinen Schreibprozess geben. Was, wie, wo, warum schreibe ich? Auf dem begleitenden Bild seht ihr meinen Schreibtisch, an dem ein Großteil meiner Texte entsteht. Ich liebe diese Ecke in meiner kleinen Wiener Wohnung, von Büchern und buntem Krimskrams umgeben zu sein. Nachts, wenn alles still ist, fließt die Fantasie besonders. Anhand meines neuesten Romans, „Die Götter müssen sterben“, lasse ich euch ein wenig hinter die Kulissen schauen.

Was? Ich schreibe Dark Fantasy, aber nicht nur. Grundsätzlich kann ich mich in allen phantastischen Genres zuhause fühlen, besonders, wenn sie düstere Aspekte oder Gothic-Ästhetiken besitzen. Als Selfpublisherin habe ich mit dunklen Märchen angefangen, meinen Galgenmärchen. Mit „Die Götter müssen sterben“ habe ich mich zu griechischer Mythologie weiterbewegt. Die Texte haben zwar alle einen eigenen Ton, aber wenn man genau hinschaut, findet man Widerkehrendes, etwa ein Faible für die Farbe Schwarz, oder Begegnungen mit Horrorkreaturen. Ihr könnt bei mir auch widerständischen Humor und lichte Momente finden, die die Dunkelheit kontrastieren. Ich glaube, das Chaos auf meinem Schreibtisch gibt die Varianz meiner Texte gut wieder.

Wie? Ich plane und plotte ungemein viel. Ganz gleich ob Kurzgeschichte oder Roman, ohne ein paar Notizen im Vorfeld kann ich nicht beginnen. Deswegen schreibe ich nicht nur am Laptop, sondern nutze auch Notizbücher, um allerlei Gedanken aufzuschreiben. Ich versuche, konstant zu arbeiten, das gelingt mir jedoch nicht immer. Manchmal kommen die kreativen Schübe erst spätnachts oder zu anderen unmöglichen Zeitpunkten. Grundsätzlich entsteht jeder Text auf dieselbe Weise: Vorarbeit, Schreiben, immense Überarbeitung mit Testlesenden. Ich verbringe mehr Zeit mit Editieren, als mit Schreiben selbst. Bei „Die Götter müssen sterben“ habe ich zwei Monate lang nur recherchiert, bevor ich die Geschichte planen konnte. Das ging gar nicht anders, wo ich über Amazonen schreiben wollte, da brauchte ich einen entsprechenden Überblick bei den Mythen.

Wo? Meinen Schreibtisch habe ich euch ja schon gezeigt. Grundsätzlich kann ich überall schreiben. Im Bett, auf dem Sofa, in der U-Bahn oder im Zug … Hauptsache, mein Laptop hat genug Strom und mein Notizbuch genug Platz. Ein Großteil von „Die Götter müssen sterben“ ist bei mir daheim am Schreibtisch entstanden, notgedrungen wegen der Pandemie. Wären die Umstände anders gewesen, hätte ich wohl einiges an der Universität oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln verfasst.

Warum? Ich schreibe, seit ich einen Stift halten kann. Es drängt mich einfach dazu, und wenn ich lange nichts mit Texten zu tun habe, werde ich unglücklich und merke, das mir etwas fehlt. Mir wird oft die Frage gestellt: Warum schreibst du eigentlich Dark Fantasy? Gibt es nicht schon genug Düsternis auf der Welt? Ja, vielleicht. Aber Dunkles zu schreiben, zieht mich nicht herunter, im Gegenteil. Es hat etwas Befreiendes, besonders, wenn meine Charaktere es schaffen, die Dunkelheit zu überleben und trotz allem weiterzumachen. Wo Schatten ist, ist auch Licht. Ich liebe an meinem Genre vor allem, dass es so viel Potential für Hoffnung hat. Das findet ihr auch mehr denn je in „Die Götter müssen sterben“. Wer die originalen Amazonenmythen kennt, der weiß, dass sie tragisch enden. Trotzdem hat es mich zu der Stärke der Kriegerinnen hingezogen. Ich wollte unbedingt durch ihre Augen sehe und denke, dass man Mut in ihrer Geschichte finden kann.


Veröffentlichungen

  • Die Götter müssen sterben. Roman. Droemer Knaur, Juni 2021

Galgenmärchen – Reihe

  • Wolfssucht. Novelle. Selfpublishing, Mai 2016
  • Kindsräuber. Roman. Selfpublishing, März 2017
  • Bärenbrut. Kurzgeschichte. Selfpublishing, Juli 2017
  • Hexensold. Roman. Selfpublishing, November 2018

Kurzgeschichten (Auswahl)

  • Das Frankenstein-Paradoxon, in: Der unmögliche Mord. Conte Verlag, März 2019
  • Der Schnee flüstert meinen Namen, in: Durch Eiswüsten und Flammenmeere. Drachenmond Verlag, Oktober 2019
  • In den Augen liegt der Abgrund [Spin-Off von Bärenbrut], in: Erntenacht. Selfpublishing-Anthologie, Oktober 2019
  • Püppchen, in: Geschichten aus dem Keller. Verlag ohneohren, November 2020
  • Wünsch mir die Apokalypse, in: Urban Fantasy: Going Intersectional. Ach Je Verlag, Januar 2021

Hier ist Nora zu finden: