#52Wochen52Menschen: KW 33 – Michael Leuchtenberger – Tag 5

#52Wochen52Menschen: KW 33 – Michael Leuchtenberger – Tag 5

September 29, 2021 0 Von jenlovetoread

Du und die Buchbranche

Ich habe erst 2018 begonnen, mich online und auf Veranstaltungen mit anderen Buchmenschen zu vernetzen, und habe das Gefühl, ich bin da immer noch ein Neuling. (Vorher gab es nur eine eher ernüchternde Erfahrung mit einer Literaturagentur, bei der ich unter Vertrag war. Die hat dazu geführt hat, dass ich mich für Selfpublishing entschied, womit ich aber sowieso schon geliebäugelt hatte.)

Als mein Debüt dann endlich draußen war, war ich stolz und habe angefangen, auf Twitter davon zu erzählen und Buchblogs zu kontaktieren. So kam ich nach und nach zu den ersten Rezensionen, die richtig positiv ausfielen, was mich wahnsinnig gefreut hat. Aber vor allem habe ich entdeckt, wie groß, aktiv und hilfsbereit die Buchcommunity im Netz ist, was ich vorher nicht einmal geahnt hatte. Ich hatte immer das Klischee der allein im Kämmerlein vor sich hin werkelnden Autor*innen im Kopf, das ich selbst ja vorher erfüllt hatte.
Seit ich besser vernetzt bin, sind tolle Dinge passiert. Ich habe dank des Vereins 9lesen erstmals live aus meinem Debütroman vorgelesen (einmal direkt vor Publikum, einmal via Stream), habe in Hamburg an einem Litcamp teilgenommen und 2019 auf der Frankfurter Buchmesse ein paar tolle andere Autor*innen endlich persönlich kennengelernt, die ich vorher nur über Twitter kannte. 2020 habe ich mir dann – nach langem Zögern – doch noch einen Instagram-Account zugelegt, der mir auch viel Spaß macht. Den nutze ich zum Teil wie einen Blog. Auch dank Instagram habe ich nochmal neue Kontakte geknüpft und neue Leser*innen dazugewonnen.

Ich bin aus reinem Spaß an der Sache zum Autor geworden, mit absolut null Erwartungen, was Verkaufszahlen oder ähnliches angeht. Diese relativ entspannte Sichtweise hilft mir noch heute dabei, für jeden kleinen Erfolg sehr dankbar zu sein. Über jede interessierte Frage, jede ernsthafte Auseinandersetzung mit meinen Büchern, jede Rezension freue ich mich, als wäre es noch immer die allererste.
Das klingt alles wahnsinnig positiv und ist es auch. Es soll aber nicht verhehlen, dass Selfpublishing nicht auch ein hartes Brot ist. SP-Bücher sind Liebhabeprojekte, in die man sehr viel Zeit und Nerven steckt und in der Regel auch mehr Geld, als man wieder herausbekommt. Und obwohl es viele sehr professionelle Selfpublisher*innen gibt, die oft mit handverlesenen Profis zusammenarbeiten, um tolle Bücher zu erschaffen, werden wir von manchen Seiten immer noch geringgeschätzt und belächelt. Mir persönlich ist das besonders im Buchhandel begegnet, wo das Klinkenputzen eine sehr frustrierende Angelegenheit sein kann.

Doch wie schon erwähnt, konzentriere ich mich auf die Erfolgserlebnisse. Auf die Thalia-Filiale, die meinen Roman dann eben doch ins Sortiment nahm. Auf den kleinen Verlag, der aus über 300 eingesendeten Kurzgeschichten unter anderem meine für Anthologie auswählte. Auf Blogger*innen, die mir schreiben, sie könnten meinen nächsten Roman kaum erwarten. Oder die mich fragen, ob ich für ihre Jahresaktion lang und breit von mir erzählen möchte.
Wenn ich mir vor Augen führe, was in den wenigen Jahren alles schon passiert ist, bin ich sehr dankbar und gespannt, was alles noch kommt. Hoffentlich auch mal wieder mehr reale Treffen mit anderen Buchmenschen. Damit hatte ich ja gerade erst begonnen, als es pandemiebedingt wegbrach, und obwohl ich ein bisschen autor*innenklischeemäßig menschenscheu bin, möchte ich wieder mehr davon in meinem Leben.


Wo Michael zu finden ist: