#52Wochen52Menschen: KW37 – Buchstabentraum – Tag 3
Ihr und die Buchbranche
Franzi:
Ich und die Buchbranche sind privat wie beruflich verbunden. Wie am ersten Tag erwähnt, bin ich Buchhändlerin mit Leib und Seele. Ich liebe es mit Kunden und Kundinnen und auch Kollegen und Kolleginnen über Bücher und Co. zu sprechen.
Die Buchbranche ist, meiner Meinung nach, größtenteils vor allem eine Branche für Liebhaber und keine für klassische Karrieremenschen, die nur auf Geld aus sind. Die Buchbranche hat in den letzten Jahren auch extrem viele Veränderungen mitgemacht, von denen viele beeinflussend waren. Die Buchbranche kann eine tolle Branche sein, weil viele ähnlich Gesinnte aufeinander treffen und eine gewisse Zusammengehörigkeit vorhanden ist. Ich liebe den Welttag des Buches und den Vorlesetag und die damit einhergehende Zusammenarbeit mit Schulen und Kindern. Auch das gemeinsame Agieren für Leseförderung, aber auch die grundsätzliche Begeisterung für Bücher bei vielen Beteiligten ist für mich einfach schön.
Die Buchbranche kann aber auch anstrengend sein. Ich glaube jeder weiß, dass im Buchhandel niemand wirklich reich wird. Buchpreisdiskussionen und Online-Handel haben auch immer eine Rolle im Buchhandelsalltag. Die starken Veränderungen und Verschiebungen zu dem ganzen Online-Marketing und Bloggerboom waren nicht immer einfach. Auch als “neue” Blogteilnehmerin finde ich vieles einfach zu extrem in der Online-Bücherszene. Der Umgang kann so schön wie brutal sein. Diese extreme Flut, diese wahnsinnige Schnelllebigkeit, der Wettkampf um mehr Follower und mehr gratis Exemplare und immer mehr und immer besser sein als andere.
Das alles fasst nicht einmal annähernd die Erfahrungen und Eindrücke zusammen, die ich über die Jahre als Buchhändlerin und in den letzten Monaten als frische Bloggerin erlebt habe. Trotzdem möchte ich die Bücherwelt nicht missen und ich setze einfach weiterhin auf das Positive im Buchliebhaber.
Diana:
Ich stehe hinter der Buchbranche und dem Kulturgut „Buch“. Auch wenn es einem manche Verlage, AutorInnen und Buchhandelsketten schwermachen: lesen bildet und formt den Geist. Und damit sind nicht nur Sachbücher gemeint. Von allem, was uns auch emotional anspricht, können wir lernen. Ein Stückchen mehr über uns selbst, Dinge, die uns an uns selbst sogar überraschen könnten. Und für mich ist es genau das: Seelenfutter.
Die letzten Jahre ist so viel Gutes aus der Buchbranche entstanden: die riesige Selfpublishing-Szene, Verlage arbeiten viel enger mit LeserInnen zusammen und auch das klassisch „literarische“ und langweilige Bild des Buchhändlers hat sich gewandelt.
Eine Branche, die mit der Gesellschaft und der Zeit weiterfließt und sich entwickelt. Vielleicht bleibe ich meinem Beruf der Branche nicht ewig treu (es ist und bleibt leider schweren Herzens ein Beruf im Handel), doch geprägt hat sie mich – im Guten und Schlechten. Und darauf sehe ich so gerne zurück!