#52Wochen52Menschen: KW40 – Ria Winter – Tag 2
Was, wie, wo, warum schreibst du?
Mein Herz schlägt für die Fantasy in all ihren Formen. Ich mag es, in fremde Welten abzutauchen, die nicht aufs weiße, westeuropäische Mittelalter beschränkt sind und unsere vielfältige Gesellschaft abbilden. In meinen bisher veröffentlichten Romanen stehen queere Frauen im Fokus, obwohl (oder gerade weil) ich weiß, dass solche Bücher eher ein Nischenpublikum ansprechen. Aber das ist okay, denn ich schreibe in erster Linie das, was ich selbst am liebsten lesen will (:
Fantasy liebe ich seit meiner Kindheit und fast genauso lange erfinde ich auch schon eigene Geschichten. Ich muss immer irgendeine Story, irgendwelche Figuren in meinem Kopf herumwirbeln haben, das ist wie die Fahrstuhlmusik meines Lebens. Und wenn ich diese Figuren oder diese Story so cool finde, dass ich im Detail wissen will, was daraus wird, setz ich mich hin und schreib sie auf.
So läuft das nämlich bei mir: Ich plotte nur grob und entdecke das meiste dann beim Schreiben. Wenn ich mit dem Schreiben loslege, kenne ich in der Regel den Anfang und das Ende und ein paar Stationen auf dem Weg – und die wichtigsten Figuren, die ich dann auf diesen Weg schicke. Und dann schreibe ich los und sehe zu, wie sich die Geschichte entwickelt. Vieles von dem, was ich vorher vage angedacht habe, verändert sich beim Schreiben und nimmt eine ganz andere Gestalt an. Das ist für mich das Schönste: wenn mich die Geschichte und die Figuren überraschen.
Das Ergebnis ist natürlich, dass ich vor dem großen Finale regelmäßig verzweifle, weil ich all die wild wuchernden Handlungsstränge und Figurenentwicklungen irgendwie wieder in das Ende einflechten muss, das ich am Anfang vor Augen hatte. Die logistischen Details des letzten Showdowns ändern sich dementsprechend ständig, aber ich versuche immer den Epilog im Blick zu behalten: Was soll nach dem Finale geschehen, wie will ich die Figuren (und die Lesenden) aus der Geschichte entlassen? Daran orientiere ich mich, um das Chaos in den Griff zu bekommen.
Und dann überarbeite ich lange und ausführlich, damit der Anfang zum Ende passt und umgekehrt. Das ist dann der Teil, der mich so richtig zum Haareraufen bringt …