#52Wochen52Menschen: KW44 – Heiko Hentschel – Tag 2
Was, wie, wo, warum schreibst du?
Was?
Ich schreibe im Bereich Fantasy, weil mir das die größtmögliche Freiheit gibt. So kann ich zum Beispiel fremde Kreaturen erfinden, die ganz bestimmte Emotionen in den handelnden Figuren auslösen und so das Innenleben meiner Held*innen nach außen kehren. Denn darum geht es mir: Was verbirgt sich unter der Oberfläche? Hinter einem Lächeln? Hinter einer sorgsam aufgebauten Fassade? Solche Fragen regen meine Fantasie an.
Wie?
Wie erkläre ich das am besten? Es ist kompliziert. Ich glaube, jedes Buch hat seine eigenen Bedürfnisse und hat seine eigene Vorstellung, wie es geschrieben werden will. Deshalb unterscheidet sich mein Vorgehen bei jeder Geschichte. „Das hungrige Glas“ war bis zum letzten Dialogfetzen durchgeplant. „Das flüsternde Glas“ war ein Blindflug im Rahmen des National Novel Writing Month 2016 (NaNoWriMo), bei dem ich nur den Anfang und das Ende kannte. Und „Das ewige Glas“ war grob vorgeplant, hat sich aber im Austausch mit dem Verlag in eine neue, unerwartete Richtung entwickelt.
Jede Geschichte hat ihren eigenen Willen und ich denke, es ist meine Aufgabe als Autor, diesem zu folgen und ihm so viel Raum wie möglich zu geben, damit sie sich entfalten kann. Etwas esoterisch vielleicht, aber für mich passt es.
Wo?
Liebend gerne mit dem Laptop am Küchentisch, in Kaffee- und Kühlschranknähe. Aber ich kann mich nicht einfach hinsetzen und lostippen. Meiner Schreibarbeit gehen lange Denkphasen voraus und die besten Ideen kommen mir unter der Dusche. Ich kann gar nicht aufzählen, wie viele scheinbar unlösbare Plotknoten ich dort schon entwirrt habe. Mein Badezimmer ist ein Wunder! Oder liegt es am Shampoo? Die Wahrheit ist irgendwo da draußen …
Warum?
Die Frage nach dem Warum, beschäftigt mich sehr. Ich glaube, es ist eine Mischung aus Freiheitsdrang, Kreativität und Verarbeitung persönlicher Erlebnisse. Beim letzten Band meiner Reihe habe ich mich intensiv mit dem Thema Tod und Abschied beschäftigt – dabei ist ganz klar der Tod meiner Mutter im Jahre 2011 mit eingeflossen. Deshalb steckt viel Wahres, viel Erlebtes zwischen den Zeilen. Vielleicht nicht in den kuriosen Monstern, die ich erfunden habe, aber in den Gefühlen der Figuren untereinander.