#52Wochen52Menschen: KW52 – Matthias Thurau – Tag 1
Wer bist du?
Mein Name ist Matthias Thurau. Mehrere Kulturen glaubten, dass Namen Macht besitzen. In manchen Kulturen hatten Personen öffentliche und geheime Namen. Macht die Veröffentlichung meines Namens mich weniger mächtig, gibt sie anderen Macht über mich, weil sie mich als Autor und Privatperson kennen können? Weil ich mehr preisgebe? In gewisser Weise schon. Aber wer ich bin, steckt nicht im Namen, sondern in und hinter den Büchern. Wer mich zu kennen meint, sollte mich auch gelesen haben.
Zu den Fakten:
Geboren 1985 in Dortmund, dort aufgewachsen und bisher geblieben. Die Schulzeit bestand aus 30% Langeweile, 60% Hölle und 10% Freundschaft. Ich bin also auch, was man aus und mit mir gemacht hat. Adolf Muschg schrieb: „Kunstwerke sind im Grenzfall die einzigen Beweisstücke, wieviel wir aus dem machen können, was uns angetan wird“, und auch dem stimme ich zu. Wer mich kennenlernen will, sollte mich lesen. Zurück zu den Fakten:
Ich habe dieses und jenes (Komparatistik, Philosophie, Kulturwissenschaften) kurz oder länger studiert, mich davon inspirieren lassen, aber niemals eine Karriere oder einen bürgerlichen Lebenslauf daraus basteln können. Hauptsächlich wurde ich im Studium auf gute Autor*innen hingewiesen. Ich bin auch, was ich gelesen habe. Wer mich im Tiefsten kennen will, muss meine Lektüre kennen. Das ist leichter, als es scheint, denn ich lese langsam und führe Listen. Außerdem schreibe ich über das, was ich lese, und rezensiere beim Buchensemble.
Was noch? Ich liebe Musik vom härtesten Metal, Sludge, Deathcore über Blues, Electro und ältere Musik (40er, 50er, 60er, 70er, 80er, 90er …) bis hin zu Pop. Musik muss mich emotional mitnehmen, mich ankratzen, faszinieren oder wenigstens zum Tanzen bringen. King 801 und Slipknot können das, Billie Eilish ebenso. Gedichte sind Musik in anderer Form und Musik ist laut Schopenhauer „die Melodie, zu der die Welt der Text ist“. Ich bin auch, was ich höre.
Manchmal glaube ich trotz der Heisenbergschen Unschärferelation an eine ungelenkte Prädestination, in der alles nur auf eine Weise ablaufen kann, Freiheit nur eine Illusion und meine Besonderheiten nichts Besonderes mehr sind, und dann hoffe ich, dass ich falsch liege. Aber zurück zum entscheidenden Fakt:
Ich bin Autor. Ich bin ich.
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