#52Wochen52Menschen: KW 33 – Michael Leuchtenberger – Tag 2

#52Wochen52Menschen: KW 33 – Michael Leuchtenberger – Tag 2

September 26, 2021 0 Von jenlovetoread

Was, wie, wo, warum schreibst du?

Was

Ich schreibe in erster Linie mysteriöse und unheimliche Geschichten, gerne mit (eher dezenten) Horror-Anteilen. Meistens gibt es auch übersinnliche Elemente. Ich hatte mein Leben lang schon eine Schwäche für alles Düstere und Geheimnisvolle, auch als Leser oder bei Filmen und Serien. Mir war immer klar, dass ich auch als Autor diese Richtung einschlagen würde. In meiner Jugend war mein Zimmer mit „Akte X“-Postern tapeziert und mein meistgelesener Autor ist – natürlich – Stephen King. Aber ich mag auch ältere Gruselklassiker wie Edgar Allan Poe, Daphne du Maurier, Shirley Jackson, E.T.A. Hoffmann usw. In meinen Kurzgeschichten habe ich auch schon Ausflüge in andere Genres gemacht wie Gegenwartsliteratur, Dystopie, Science Fiction, Märchenadaption und Fantasy. Das entsteht meist ungeplant oder wird durch bestimmte Themen in Ausschreibungen angeregt. Was die Form angeht: Bisher habe ich nur Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht. Mich würde es aber auch reizen, mal ein Theaterstück zu schreiben, das Szenische und Dialoge liegen mir ganz gut.       

Wie

Bei Kurzgeschichten reicht mir oft eine vage Idee, worum es gehen soll. Dann überlege ich mir eine möglichst lebendige Einstiegsszene und lege los. Oft kann ich die Story dann ohne große Veränderungen auch zu Ende schreiben (wobei die Geschichte, an der ich gerade sitze, der Beweis ist, dass ich auch mal in Sackgassen gerate und den Kurs korrigieren muss).
Für einen Roman brauche ich – bisher zumindest – einen groben Plot mit den wichtigsten Eckpunkten, zum Beispiel einen Satz dazu, worum es in jedem Kapitel gehen soll. Das ist dann wie ein Kompass, damit ich mich unterwegs nicht völlig verlaufe oder steckenbleibe. Richtig lebendig wird die Story aber erst beim Schreiben und Szenen können sich dann auch mal ganz anders entwickeln als gedacht. Das Plotten macht mir ehrlich gesagt keinen großen Spaß. Ganz detailliert, wie manche Autor*innen das machen, mit hundert Karteikarten an Pinnwänden und dergleichen, darauf hätte ich keine Lust. Eine gewisse Freiheit, Ideen beim Schreiben erst zu entwickeln, macht das Ganze für mich  spannend. Aber es ist ja gut, dass jede/r Schreibende einen eigenen Weg zum Ziel hat. 

Wo

Meistens einfach zu Hause am Laptop, weil mir zum Schreiben nicht so viel Zeit bleibt und ich es dann machen muss, wenn es gerade passt. Ich habe aber auch schon sehr produktive Schreibsessions in Cafés gehabt. Da lenkt mich kein eigener Haushalt ab, in dem irgendwas erledigt werden müsste. Wenn ich mehr Zeit habe, im Urlaub zum Beispiel, setze ich mich aber auch gerne mit Stift und Block hin und schreibe Rohfassungen per Hand. Da komme ich oft besser in den Flow. Muss mich dann nur disziplinieren, so zu schreiben, dass ich es selbst hinterher noch lesen kann! Ich empfinde das auch nicht als Zeitverschwendung, weil ich beim Abtippen auch direkt die Rohfassung ein bisschen schleife. Außerdem kann ich am besten morgens früh schreiben; selbst wenn ich körperlich noch müde bin, ist der Kopf dann frei dafür. Kaffee kochen, hinsetzen und los. So habe ich es übrigens auch mit den Antworten auf diese W-Fragen gemacht! (:

Warum

Zum einen, wie an Tag 1 schon beschrieben, ist es der Drang, kreativ zu sein. Etwas Eigenes zu erschaffen, macht mich immer zufrieden. Dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind und ich jede Geschichte aufschreiben kann, die ich will, ist doch total reizvoll, das muss ich ausnutzen! Ich glaube, für viele Autor*innen ist „Schreib die Geschichte, die du selber gerne lesen würdest“ ein Schlüsselsatz für den eigenen Antrieb. Das ist bei mir nicht anders.
Manchmal ist es auch ein Stückweit Realitätsflucht. Auch wenn es mir persönlich gutgeht – gerade in letzter Zeit merke ich zunehmend, dass ich Nachrichten aus aller Welt nur noch in kleinen Dosen ertrage und mich in der übrigen Zeit lieber mit fiktiven Welten beschäftige, sei es lesend, Hörbücher hörend oder schreibend.


Wo Michael zu finden ist: