#52Wochen52Menschen: 2022 – KW2 – Elenor Avelle – Tag 4
Du und deine Charaktere
Der Charakter ist bei mir der Ausgangspunkt in Geschichten. Die Handlung und die Welt kommen mit der Figur. Doch zu Beginn weiß ich meist wenig über die Person, die mir ihre Geschichte erzählen will, das ergibt sich alles erst beim Schreiben. So zu arbeiten ist manchmal schwierig, weil ich Idee beim Brainstorming entwerfe, für die mich meine Charaktere fressen und sie einfach ablehnen.
Charlie aus „Infiziert“ war nicht dazu zu bewegen Schusswaffen zu mögen und wollte unbedingt eine Machete. Auch ihre Fassadenkletterei habe ich ursprünglich gar nicht vorgesehen, aber sie war überzeugt, dass es auf den Dächern viel sicherer ist, als auf der Straße, wenn überall Zombies herumlaufen und ist ständig rauf geklettert.
Rebecca aus der Gefesselt-Trilogie hatte ich gar nicht auf dem Plan. Eigentlich sollte die ganze Geschichte nur ein einziges Buch ergeben und sich ausschließlich um die Nebenfigur Gill aus „Infiziert“ drehen. Doch sie ließ nicht locker und letztendlich sind es drei Bücher geworden und Rebecca hat mit ihren Erfahrungen unglaublich viel zur Hintergrundgeschichte der Zombiekalypse beigetragen.
Bei meinem aktuellen Projekt sind die Schwestern Wite und Rota die Protagonistinnen. Sie sind an Schneeweißchen und Rosenrot angelehnt, zwei ungleiche Frauen, die einander so respektieren wie sie sind. Wites autistische Züge und Rotas Aromantik kamen von den Figuren selbst. Ich hatte eigentlich nur die Asexualität von Rota vorgesehen.
All meine Charaktere bauen die Welt um sich herum und die Handlungen, indem sie zum großen Teil selbst bestimmen, wie sie interagieren. Wenn ich versuche meinen eigenen Kopf durchzusetzen, lande ich beim Schreiben in einer Sackgasse. Also lasse ich sie machen und schaue, wohin sie mich führen.